Es lohnt sich, das Autofahren zu reduzieren und öfter mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Zum Schutz unseres Klimas, weil du damit weniger CO2 produzierst, aber auch zum Schutz deiner Gesundheit, weil du fitter wirst. Nicht zuletzt wirst du auch jede Menge Geld damit sparen. Falls du, wie ich damals, langjährige:r Autofahrer:in bist und nicht weißt, wie du damit am besten startest, sind hier meine 8 Tipps die mir beim Umstieg geholfen haben.
1. Fahre ein Fahrrad, das Spaß macht
Radfahren kann so viel Spaß machen, aber wenn dein Fahrrad nicht zu dir passt oder alt und klapprig ist, geht der Spaß sehr schnell verloren. Ein gutes Rad muss nicht zwingend teuer sein, es sollte aber zu dir passen.
Folgende Punkte solltest du in deine Überlegung mit einbeziehen:
Wo bin ich mit dem Rad am häufigsten unterwegs?
Für Städte kann es sinnvoll sein, Fahrräder mit aufrechter Sitzposition zu wählen. Damit hast du einen besseren Überblick übers Verkehrsgeschehen, vor allem, weil du auch oft über die Schulter blicken wirst um auch den Verkehr hinter dir im Blick zu haben. Der Umstieg von einem Mountain- auf ein Trekkingbike hat bei mir durch die Sitzposition einen riesigen Unterschied bedeutet.
Wie sieht das Gelände aus, in dem ich unterwegs bin?
Flaches Gelände ist oft kein Problem, aber sobald du regelmäßig Steigungen zu bewältigen hast, lohnt es sich, in ein leichtes Fahrrad mit guter Übersetzung zu investieren. Für mich war das Upgrade von einem sehr günstigen zu einem Mittelklassefahrrad schon ein Meilensprung, was das Bergfahren betrifft.
Wie weit fahre ich mit dem Rad und wie ist mein Fitnesslevel?
Vielleicht lohnt sich für dich die Anschaffung eines E-Bikes, weil du damit auch weite Strecken zurücklegen kannst, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu kommen. Wenn es aber nur um die Fitness geht, die vielleicht aktuell noch nicht vorhanden ist, solltest du dir keine Sorgen machen. Dein Fitnesslevel wird sich durch das regelmäßige Radfahren erhöhen. Selbst Anstiege, die du am Anfang vielleicht fürchtest, verlieren auf Dauer mehr und mehr ihren Schrecken.
Wie viel muss ich transportieren?
Reicht dir als Packmöglichkeit ein normaler Rucksack oder brauchst du mehr Platz zum Verstauen von Gegenständen, die du mitführen willst? Vielleicht findest du Gepäckträgertaschen auch komfortabler, als den Rucksack auf dem Rücken. Dazu brauchst du dann aber natürlich auch einen Gepäckträger. Oder magst du den klassischen Lenkerkorb? Wenn du regelmäßig viel zu transportieren hast oder oft deine Kinder (oder dein Haustier) mitnimmst, kannst du über den Kauf eines Lastenrads nachdenken. Als Alternative gibt es auch Fahrradanhänger, die bei Bedarf angehängt werden können und Stauraum bieten, wenn er benötigt wird.
Möchte ich das Rad im öffentlichen Nahverkehr mitnehmen?
Wenn du regelmäßig Rad und Nahverkehr kombinierst und dein Fahrrad etwa im Zug mitnehmen möchtest, kannst du über ein Faltrad nachdenken. Zusammengeklappt gilt das nämlich als Handgepäck und kostet auch zu den Hauptpendlerzeiten kein Extraticket. Außerdem nimmt das wenig Platz weg, so dass du es vielleicht sogar mit in deine Wohnung oder ins Büro nehmen kannst, wenn du keine gute Möglichkeit hast, es sonst sicher abzuschließen.
Das sind nur einige Punkte, über die du dir Gedanken machen kannst. Tolle Räder gibt es übrigens oft auch gebraucht, entweder bei diversen Online-Börsen oder auf Flohmärkten. Oder lass dich in einem Fahrradgeschäft bei dir vor Ort beraten.
Aber mach dich nicht zu sehr verrückt, das absolut perfekte Rad für deine Gegebenheiten zu finden. Das beste Fahrrad ist einfach das, bei dem du Spaß hast es zu fahren.
2. Starte mit kurzen Wegen die du regelmäßig fährst
Mach dir eine Auflistung, welche Wege du mindestens einmal die Woche mit dem Auto zurücklegst. Nimm dir den kürzesten Weg fahre diesen zukünftig mit dem Rad. Gib dir gerne einen Testzeitraum, der aber mindestens 4-6 Wochen betragen sollte. Wichtig ist, dass du möglichst keine Ausnahmen zulässt um doch wieder ins Auto zu steigen, selbst bei schlechtem Wetter oder Kälte. Für solche Fälle gibt es immerhin die passende Kleidung. Wenn du das mehrere Wochen durchgezogen hast, hat sich dein Kopf daran gewöhnt und deine Gewohnheiten umgestellt. Du brauchst dann überhaupt nicht mehr darüber nachzudenken und dich auch nicht jedes Mal neu zu motivieren, aufs Rad zu steigen. Es wird dir ganz selbstverständlich vorkommen. Nimm dir nach und nach immer weitere Strecken dazu, um sie zukünftig mit dem Fahrrad zu bewältigen. Durch das regelmäßige Fahrradfahren wirst du fitter und dann sind auch die längeren Wege kein Problem mehr. Ansonsten halte dich an den nächsten Tipp.
3. Kombiniere das Fahrrad mit dem öffentlichen Nahverkehr
Niemand hat behauptet, dass du jetzt kilometerweit Fahrrad fahren musst, wenn du auf das Auto verzichtest. Überlege dir, ob du das Fahrrad mit der Bahn oder dem Bus kombinieren kannst. Du kannst ein Teilstück mit dem Fahrrad fahren, das Rad abstellen und mit dem Bus oder Zug weiterfahren. Oder du kannst das Fahrrad in der Bahn mitnehmen. Vielleicht überlegst du dir auch, dir ein Zweitfahrrad anzuschaffen.
4. Such dir schöne Fahrradstrecken
Wenn die Straßen, die du mit dem Fahrrad zurücklegst, nicht wirklich schön sind und erst recht nicht fahrradfreundlich, überlege dir Umwege zu fahren. Auch wenn du damit ein paar Minuten länger unterwegs bist, kann es sich lohnen. Anders als mit dem Auto kannst du mit dem Fahrrad durch Parks fahren oder an Flussufern entlang. Oder vielleicht gibt es Wald- und Feldwege, die du nutzen möchtest? Als ich noch regelmäßig mit dem Fahrrad zu meiner alten Arbeitsstätte gependelt bin, war der schönste Teil des Weges die Fahrt entlang der Saar. Anstatt mich zu sehr auf den Straßenverkehr konzentrieren zu müssen, konnte ich entspannt an den Nilgänsen vorbeiradeln und dem Graureiher beim Jagen zusehen.
5. Nutze das Fahrradfahren als Fitnessprogramm
Wenn du nur ansatzweise so bist wie ich, fällt es dir schwer dich zur Fitness zu motivieren, wenn du erst mal von der Arbeit zu Hause bist. Erst recht im Winter wenn es kalt und nass ist, finde ich überhaupt keine Motivation nochmal rauszugehen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Dabei tut es mir so gut, die Ausdauer meines Körpers regelmäßig zu fordern, da ich oft sehr viele Stunden am Tag (meist am Schreibtisch) sitze. Als ich vom Auto aufs Fahrrad umgestellt habe, brauchte ich mir darüber keine Sorgen mehr zu machen. Indem ich einfach mit dem Rad dorthin fuhr wo ich sowieso hinmusste, etwa zur Arbeit, erledigte ich den Ausdauersport gleich mit. Wenn dir das zu wenig ist, kannst du ja nach Feierabend noch eine Extrarunde drehen, bevor du nach Hause fährst.
Jetzt wo ich meinen alten Job aufgegeben habe und die erste Zeit im Homeoffice bin, fehlt mir diese regelmäßige Bewegung sehr. Ich muss mir bald wieder einige Tricks überlegen, um mich wieder regelmäßig aufs Rad zu setzen.
6. Überleg dir, wie viel schneller du bist
Es mag sein, dass das Auto das bequemere Verkehrsmittel ist. In der Stadt ist das Fahrrad aber definitiv das Schnellere. An Staus ziehst du lächelnd vorbei. Einbahnstraßen musst du nicht kompliziert umfahren, oft sind sie für Fahrräder in beide Richtungen zugänglich. Außerdem kannst du Abkürzungen nutzen, etwa durch Parks. Die Zeit die du vorher bei der Parkplatzsuche verschwendet hast, entfällt ebenfalls.
7. Rechne dir aus, was du sparst
Damit meine ich nicht nur die Ersparnis an CO2, wenn du dein Auto stehen lässt und mit dem Fahrrad fährst. Die ist natürlich wichtig. Aber auch die Geldersparnis, die sich auf Dauer ergibt ist nicht zu unterschätzen.
Wenn du öfter das Fahrrad nutzt, wirst du es zuerst an den Spritkosten bemerken, die geringer ausfallen, ebenso die Parkgebühren. Hast du erst mal den kompletten Umstieg geschafft und brauchst überhaupt kein Auto mehr, entfallen die zusätzlich die Kosten für Versicherung, KFZ-Steuern, Inspektionen, Reparaturen, usw. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: Das ist enorm. Mit diesem gesparten Geld kannst du dann auch locker mal ein Taxi bezahlen, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt irgendwo hinzukommen außer mit dem eigenen Auto.
8. Gib nicht auf, wenn es schwierig wird
Manchmal gestaltet sich Umstieg aufs Rad schwieriger, als gedacht. Vielleicht bist du die Sache zu schnell angegangen und doch noch nicht so fit, wie du geglaubt hast. Oder die Straße, die du fahren musst ist alles andere als fahrradfreundlich und du bist jeden Tag gestresst durch den Verkehr. Vielleicht geht es dir wie mir und dein Fahrrad wird mehrmals beschädigt oder gestohlen. Oder genau zu Beginn deiner Umstellung regnet es tagelang in Strömen und deine Motivation sinkt deshalb in den Keller.
Gib nicht auf. Versuch es anders, etwa in dem du Verkehrsmittel kombinierst. Leg dir ein besseres Schloss zu, um dein Fahrrad vor Diebstahl zu schützen oder informiere dich, wo du es sicher abstellen kannst. Etwa in Fahrradboxen, die du mieten kannst. Investiere auch in deine Ausrüstung, etwa in gute Regenkleidung. Bei mir hat der Wechsel auf bessere Thermohandschuhe für den Winter einen riesigen Unterschied bedeutet. Wenn dir die Hände bei -4° nicht während der Fahrt einfrieren, lässt es sich gleich viel angenehmer fahren.
Wenn alles nicht hilft, gönn dir eine kurze Pause in der du vielleicht sogar wieder das Auto nutzt und versuche es ein paar Wochen später erneut, etwa wenn das Wetter besser wird. Wenn alles nicht hilft, akzeptiere dass es grade für dich nicht funktioniert, diesen Weg mit dem Fahrrad zurückzulegen. Das ist okay. Das macht dich zu einem schlechten Menschen. Du hast dich immerhin überhaupt mal mit der Thematik beschäftigt und vielleicht wird der komplette Umstieg irgendwann ja auch für dich funktionieren.
Bei mir ist auch nicht alles zu Beginn glatt gelaufen, aber am Ende hab ich es doch geschafft. Und das, obwohl ich damals sogar noch beruflich in der Automobilindustrie gearbeitet habe. Vielleicht inspiriert dich meine Geschichte dazu, den Wechsel zu wagen.