Minimalismus ist mittlerweile so bekannt, dass es schon ein Trend ist. Doch was ist Minimalismus überhaupt? Was bringt das und wie fängst du damit an? Lass mich dir durch meine Sicht auf das Thema einige dieser Fragen beantworten.
Zuerst mal, es gibt nicht DEN Minimalismus, mit festgelegten Regeln. Du musst dich nicht auf eine bestimmte Anzahl von Gegenständen beschränken und deine Wohnung muss nicht komplett in weiß gehalten und fast leer sein. Das alles kann ein Teil deines persönlichen Verständnisses von Minimalismus sein. Aber es gibt kein Gesetz, dass es so sein muss. Vor allem auch, da die persönliche Umsetzung von Minimalismus des einen Menschen nicht zwangsläufig auch für dich funktionieren muss. Daher kann ich dir keine universelle Anleitung zum Minimalismus geben. Aber ich kann dich inspirieren, deinen eigenen Weg zum Minimalismus zu finden.
The Minimalistst beschreiben Minimalismus folgendermaßen:
„Minimalismus ist ein Werkzeug das dir helfen kann, Freiheit zu finden.“
Ich finde diese Beschreibung sehr passend und es beschreibt auch zum Teil, was Minimalismus für mich bedeutet. Ich mische das gerne mit der Theorie der KonMari-Methode von Marie Kondo, sich nur mit den Dingen zu umgeben die Freude auslösen („This sparks joy“). Diese Methode zielt nämlich eigentlich auf ein anderes Ziel als Minimalismus ab, aber sie hilft mir bei meiner Umsetzung des Themas.
Wie ich überhaupt zum Minimalismus gekommen bin, habe ich dir bereits im Beitrag Mein Weg zu Zero Waste aufgeschrieben.
Für mich macht Minimalismus auch heute nach wie vor unglaublich Sinn und es bereitet mir ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit. Denn ein großer Wert für mich ist Klarheit. Ich mag es, wenn Dinge klar und geradlinig sind. Ich arbeite gerne an ruhigen, ablenkungsfreien Orten. Daher ist es zwar theoretisch ein schöner Gedanke, zum Arbeiten in ein Café zu gehen, für mich aber nicht wirklich praktikabel. Um in den Workflow zu kommen, brauche ich Ruhe und wenig Ablenkung. Ihr könnt euch vielleicht denken wie ich es gehasst habe, in einem Großraumbüro arbeiten zu müssen. Ein tiefes Versinken in der Arbeit funktioniert dort überhaupt nicht für mich.
Daher muss mein Schreibtisch vor Beginn der Arbeit stets aufgeräumt sein. Drauf stehen darf auch nur, was ich regelmäßig brauche.

Doch auch sonst im Leben finde ich Klarheit und Ruhe höchst ästhetisch und beruhigend. Ich mag es total, wenn auf einem Sideboard etwa nur ein Dekorationsobjekt steht, welches für sich allein wirken kann. Wenn ich in vollgestopfte, chaotische Wohnungen komme, bin ich permanent angespannt und würde am liebsten sofort aufspringen um aufzuräumen und auszumisten.

Ich mag es, meine Lieblingstasse jeden Tag zu benutzen. Ich mag es, die gleichen Kleidungsstücke immer und immer wieder zu tragen, weil ich mich so wohl darin fühle. Ich mag es Platz zu haben in meiner Wohnung, weil nicht alles vollgestellt ist, sondern ich auch leere Flächen zulasse. In luftig gestalteten Räumen hab ich stets das Gefühl, besser und freier durchatmen zu können.
Der minimalistische Lebensstil hat aber noch weitere Vorteile. Ich komme mit viel weniger Konsum aus. Ich brauche weniger Zeug, dass mich vermeintlich glücklich macht. Ich muss mich damit beschäftigen, was ich tue, anstatt damit, was ich besitze. Früher habe ich versucht, der Beschäftigung mit mir selbst aus dem Weg zu gehen. Ich habe versucht, diese Leere in mir durch Konsum zu füllen. Das hat mich davon abgelenkt, mich damit zu beschäftigen wer ich wirklich bin und was ich wirklich will. Wenn die Wirkung nachgelassen hat, musste eben neuer Konsum her.
Seitdem ich zugelassen habe, mich mit mir selbst zu beschäftigen, brauche ich das nicht mehr. Ich will mich nicht mehr betäuben und ablenken. Ich will den Dingen auf den Grund gehen, das Leben und mich selbst darin spüren.
Dank der Beschäftigung mit Minimalismus behandele ich meinen Besitz auch umsichtiger. Ich pflege meine Sachen besser und ich versuche Dinge zu reparieren, die kaputt sind. Ich halte mir oft vor Augen, wie viel Arbeit in der Herstellung des Produktes steckt, wie viele Menschen daran mitgearbeitet haben, dass ich es jetzt in Händen halten kann. Wie viele Ressourcen dafür benötigt wurden. Das zeigt mir die Dinge in einem völlig anderen Licht und macht sie für mich wertvoll.
Es ist schwierig genau zu erklären, was Minimalismus für mich bedeutet. Ich glaube, es ist ein permanentes Hinterfragen:
- Was brauche ich wirklich?
- Will ich Zeit und Geld aufwenden, das Produkt einzukaufen, zu pflegen und zu reparieren?
- Trägt dieses Produkt dazu bei, das mein Leben tatsächlich angenehmer, leichter und schöner wird?
- Wie sieht mein Leben aus, wenn ich das Produkt nicht (mehr) besitze?
Definitiv aber ist Minimalismus ein Prozess, der nie wirklich endet, sondern sich nur verändert. Gegenstände, an denen ich noch vor einer Weile festgehalten habe, kann ich plötzlich loslassen. Bei Dingen die ich gekauft habe, stelle ich fest, dass sie doch keine Bereicherung für mein Leben sind, obwohl ich vorher gründlich über den Kauf nachgedacht habe. Nicht zuletzt wohne ich ja nicht allein, daher hat natürlich auch mein Mann ein Mitspracherecht bei der Ausstattung unserer Wohnung. Sein Verständnis von Minimalismus ist wiederum ein anderes wie meines, einfach weil jeder Mensch anders ist. Für ihn haben andere Gegenstände bei uns zu Hause einen Wert, die ich überflüssig finde. Was für mich manchmal nach Chaos aussieht, sind für ihn Dinge mit denen er sich gerne umgibt und die er auch tatsächlich regelmäßig benutzt. Oder Gegenstände die einen emotionalen Wert für ihn haben, weshalb er sie behalten möchte.
Das ist völlig okay, denn Minimalismus ist immer ein Kompromiss, vor allem wenn du mit anderen Menschen zusammenwohnst. Außerdem muss jeder Mensch die Zeit bekommen, sich mit seinem Besitz zu beschäftigen. Ich bekomme manchmal den Rappel, mir wieder mal einen Schrank oder ein Regal vorzunehmen um den Besitz mal wieder zu hinterfragen. Ich würde dann am liebsten spontan anfangen, während Danny dann etwas überfordert von meinem Aktivismus ist. Deshalb funktionieren diese Spontanaktionen nie zur Zufriedenheit für uns beide.
Mittlerweile haben wir eine bessere Taktik. Als es darum ging, den Keller aufzuräumen haben wir das vorher besprochen und einen Termin für diese Aktion vereinbart, der mehrere Wochen in der Zukunft lag. Davon abgesehen, dass wir dazu einen Transporter mieten mussten um die aussortierten Sachen teilweise zum Wertstoffhof zu bringen, konnte jede:r von uns sich auch im Kopf auf die Aktion vorbereiten. So konnten wir beide darüber nachdenken, die Dinge neutral betrachten und entscheiden, was bleiben durfte und was weggegeben wurde.
Wenn du also mit anderen zusammenlebst, solltest du sie unbedingt auch in deine Überlegungen zum Minimalismus mit einbeziehen. Auch wenn das bedeutet, dass sie eine Chaosecke behalten dürfen, während eine andere Ecke so aufgeräumt wird, dass du dich wohlfühlst. Nur dann kann dieser Zustand auch erhalten werden. Denn es bringt nichts, wenn ein Regal von altem Konsum befreit wird, um es danach nach und nach wieder mit neuem Konsum zu füllen.

Ich hoffe ich konnte dir das Thema Minimalismus etwas näherbringen. Für konkretere Anleitungen lies dir gerne meinen Beitrag zur Konsumpyramide durch.