Jedes Jahr zu Herbstbeginn ist es soweit, die Kastanien sind reif. Die Bäume lassen ihre wunderschönen, braunroten Früchte auf die Erde fallen. Früher als Kind habe ich oft Kastanien gesammelt, um daraus Figuren zu basteln.
Heute freue ich mich wieder aus einem anderen Grund über die Kastanienzeit. Denn aus Kastanien lässt sich wunderbar ein kostengünstiges, völlig natürliches Waschmittel herstellen.
Hier im Beitrag erzähle ich dir, wie du selbst Waschmittel aus Kastanien herstellen & nutzen kannst und worauf du achten solltest.
So stellst du das Waschmittel aus Kastanien her
Schritt 1 ist natürlich erst mal, rauszugehen und Kastanien zu sammeln. Hierbei zählt: Je frischer, desto besser. Gesammelte Kastanien werden am besten am gleichen Tag weiterverarbeitet. Ältere Kastanien werden hart und trocken und lassen sich zur Herstellung von Waschmittel nicht mehr nutzen. Frische Kastanien erkennst du daran, dass sie rötlich-braun sind und schön glänzen. Ältere Kastanien werden dunkler und matt.
Nimm auch gerne Kastanien mit, die sich noch in ihrer grünen Stachelhülle befinden. Doch achte darauf, keine Kastanien zu sammeln die schon aufgeplatzt oder eingerissen sind.
Wie viele Kastanien du brauchst, dazu kann ich dir leider noch keine genauen Angaben machen. Letztes Jahr haben wir so viele Kastanien gesammelt, dass wir später ein Einmachglas Waschmittel herstellen konnten. Diese Menge war jedoch nicht ausreichend, um übers Jahr zu kommen. Daher haben wir dieses Jahr eine größere Menge produziert. Nächstes Jahr habe ich hier Erfahrungswerte, wie weit wir damit gekommen sind.
Wir benutzen die Kastanien als Hauptwaschmittel. Vielleicht möchtest du sie aber erst mal ausprobieren oder nur als Abwechslung zum normalen Waschmittel nutzen.
Die Zubereitung für das Waschmittel aus Kastanien ist aber, unabhängig der Menge der Kastanien, immer gleich.
Im zweiten Schritt werden die Kastanien zerkleinert, um später Kastanienschrot herzustellen. Dazu zerteilst die Kastanien je nach Größe in 2-4 Teile.
Mit einem großen Messer sollte das gut funktionieren. Wenn du jedoch spürst, dass du ziemlich viel Kraft aufwenden musst, um die Kastanie kleinzukriegen, dann stimmt etwas nicht. Entweder ist das Messer nicht gut geeignet und du brauchst ein größeres oder die Kastanie ist nicht mehr frisch genug. Sobald Kastanien alt werden trocknen sie ein und werden steinhart. Diese solltest du lieber entsorgen und frischere Kastanien benutzen.
Wenn du alle Kastanien halbiert oder geviertelt hast, geht es weiter mit Schritt 3.
Jetzt geht´s ans Schreddern der Kastanien. Das dient dazu, die Oberfläche zu vergrößern und die Saponine aus den Kastanien besser herauszulösen. Saponine sind pflanzliche Stoffe, die in Verbindung mit Wasser Schaum bilden können. Diesen Effekt machen wir uns beim Waschmittel aus Kastanien zunutze. Rosskastanien enthalten Saponine, denn diese Pflanze gehört zu den Seifenbaumgewächsen. Das sind Gewächse, die teilweise zur Herstellung von Seife benutzt werden, weil deren Pflanzenteile Saponine enthalten.
Durch das Schreddern werden die Kastanien zu dem von mir sog. Kastanienschrot verarbeitet. Das funktioniert am besten mit einem Hochleistungsmixer oder einer Küchenmaschine. (Der Mixer sollte aber wirklich Power haben.) Unser Mixer, den du unten auf dem Bild siehst hat 900W und kommt spielend mit den Kastanien zurecht. Ich fülle ihn jedoch maximal zu 1/3 je Mixvorgang. Ich habe das Gefühl, wenn die Kastanien Platz haben im Mixbehälter rumzuhüpfen, werden sie schneller und besser zerkleinert.
Der Kastanienschrot ist nun theoretisch direkt verwendbar. Um ihn jedoch haltbar zu machen, muss er getrocknet werden, ansonsten würden die Kastanien schnell schimmeln. Dazu legst du den Kastanienschrot auf Ofengittern oder Blechen aus, die du vorher mit Backpapier oder Geschirrhandtüchern belegst. Diese stellst du an einem warmen, trockenen Ort aus, damit die gehäckselten Kastanien trocknen können.
Das funktioniert sehr gut im wärmsten, sonnigsten Raum deiner Wohnung oder in der Nähe einer Heizung oder eines Kamins. Du könntest die Kastanien bei schwacher Wärme auch im Backofen trocknen. Da dies jedoch unnötigen Energieverbrauch bedeutet, kann ich das nicht empfehlen. Ein Tipp den ich aber mal gelesen habe ist, den Ofen zu nutzen wenn du sowieso backen wolltest. Wenn der Kuchen fertig ist schaltest du den Ofen aus und schiebst das Blech mit dem Kastanienschrot in die Röhre. Die Restwärme hilft beim Trockenvorgang.
Ich selbst nutze nur die Raumtemperatur, die Sonne und ggf. die Heizungswärme. Dadurch dauert das Trocknen zwar länger, aber ich habe ja auch keine Eile.
Nachdem das Kastanienschrot vollständig getrocknet ist, kann es in Gläser abgefüllt werden und als Waschmittel genutzt werden. Die Betonung liegt hier allerdings auf vollständig. Nur wenn die Kastanien wirklich knochentrocken sind, sind sie lagerfähig. Sollte noch Restfeuchtigkeit vorhanden sein, wird sich Schimmel bilden und du kannst dein Waschmittel aus Kastanien in den Müll entsorgen.
So benutzt du das Waschmittel aus Kastanien
Vor jeder Wäsche nimmst du 2 gehäufte EL des Kastanienschrots und gibst sie in ein separates Glas. Dann gießt du dieses Glas mit etwa 300-500 ml. warmem Wasser auf. Bitte kein kochendes Wasser benutzen, das kann den Sud eindicken und den Prozess des Herauslösens der Saponine behindern.
Den Sud lässt du jetzt mindestens 30 Minuten ziehen.
Danach gießt du diesen Aufguss durch ein Sieb in den Waschmittelbehälter deiner Waschmittel. Das Sieb fängt den Kastanienschrot auf und sorgt dafür, dass nur die Flüssigkeit mit den herausgelösten Saponinen in die Waschmaschine gelangt.
Den benutzen Kastanienschrot könntest du jetzt noch einmal aufgießen und für eine weitere Wäsche nutzen. Das solltest du aber nur tun, wenn die Waschmaschine am gleichen Tag (möglichst direkt nach der ersten Wäsche) noch einmal startest. Wenn du den Kastanienaufguss zu lange stehen lässt, kann sich nämlich über die Zeit ein saurer Geruch bilden.
Nach dem du den Kastanienschrot aufgegossen hast, kannst du die Reste der benutzen Kastanien einfach auf dem Kompost entsorgen.
Zum Abschluss hier noch einmal die häufigsten Fragen, die mir bisher zum Waschmittel aus Kastanien gestellt wurden. Wenn du eine Frage hast, die hier nicht beantwortet wird, stelle sie mir gerne in den Kommentaren.
Wonach riecht das Waschmittel aus Kastanien?
Das Waschmittel aus Kastanien riecht tatsächlich nach – nichts. Das mag zu Beginn etwas ungewohnt sein, wenn du den Geruch deines Waschmittels gewohnt bist und diesen mit frischer Wäsche assoziierst. Aber ich mag diese Tatsache mittlerweile richtig gerne. Immerhin tragen wir so viele verschiedene Gerüche mit uns am Körper herum. Der Geruch der Haarseife, der Geruch der Körperseife, unser Parfum, ggf. der Geruch unseres Deos und nicht zu vergessen unser wunderbarer, individueller Körpergeruch. Bei diesem Duftmix ist es für mich richtig wohltuend, wenn sich die Wäsche geruchsmäßig zurückhält.
Wie lange hält sich der Kastanienschrot?
Wenn der Kastanienschrot vorher wirklich gut getrocknet wurde und luftdicht in Gläsern o.ä. aufbewahrt wird, hält er sich mindestens 2 Jahre. Aber wie gesagt, absolute Trockenheit ist der Schlüssel.
Halte einfach ein Auge darauf, sollten die gehäckselten Kastanien anfangen zu schimmeln, dann war noch Restfeuchte vorhanden und der Kastanienschrot muss entsorgt werden.
Wird die Wäsche mit dem Waschmittel aus Kastanien wirklich sauber?
Kurze Antwort: Ja, für den „normalen“ Schmutz und das Auffrischen der Wäsche reicht das Waschmittel aus Kastanien völlig aus. Hartnäckige Flecken brauchen etwas mehr Aufmerksamkeit. Diese behandele ich dann meist vor, etwa mit Zitronensäure oder Natron. Auch Kernseife oder Alepposeife wird teilweise zur Vorbehandlung empfohlen.
Was muss ich bei hartem Wasser beachten?
Waschmittel aus Kastanien enthält natürlich keinen Wasserenthärter, der in anderen Waschmitteln enthalten sein kann. Bei hartem Wasser kann es daher sinnvoll sein, beim Waschen 1-2 TL Waschsoda zum Kastaniensud hinzuzugeben.
Achtung: Waschsoda darf allerdings nicht bei tierischen Fasern wie etwa Wolle, Seide etc. verwendet werden, da es dort die Fasern aufquellen lässt.
Bei Baumwolle, Leinen usw. besteht allerdings keine Gefahr.
Was muss ich bei weißer Wäsche beachten?
Manche Waschmittel speziell für weiße Wäsche enthalten ein Bleichmittel, das die Wäsche vor dem Ergrauen schützen soll. Dieses Bleichmittel ist natürlich im Waschmittel aus Kastanien nicht enthalten.
Bleichmittel gibt es aber separat zu kaufen, auch bei Anbietern von Öko-Waschmittel. Wenn es dir also wichtig ist, deine weiße Wäsche wirklich strahlend weiß zu halten, kannst du zu Bleichmittel also zusätzlich zum Kastaniensud zur Wäsche geben.