Diese Konsumpyramide wurde von Sarah Lazarovic grafisch erstellt. Die Konsumpyramide der Nachhaltigkeit ist eine schöne Inspiration, Kaufimpulse kritischer zu hinterfragen und bewusstere Entscheidungen zu treffen.
Ich habe mir diese Herangehensweise auch zum Vorbild genommen. Mittlerweile ist es eine feste Gewohnheit, die einzelnen Schritte vor einer Kaufentscheidung im Kopf durchzugehen. Hier eine Erklärung zu meiner Interpretation der verschiedenen Ebenen.
Use what you have - Nutze was du hast
Das bedeutet, bevor ich etwas kaufe, sehe ich mich in meinem Zuhause um, ob ich schon etwas besitze was den gleichen Zweck erfüllen kann. Es ist spannend, kreativ zu werden und vorhandene Gegenstände teilweise komplett neu zu benutzen. Unser Wohnzimmertisch besteht zum Beispiel aus dem Rest einer Arbeitsplatte die auf vier Backsteinen aufliegt. Sieht sehr individuell aus, ist aber entstanden aus Dingen, die wir schon besaßen und denen wir eine neue Aufgabe gegeben haben.
Borrow – Leihe es
Wie oft brauche ich das neue Produkt tatsächlich? Werde ich es wirklich mehr als einmal benutzen? Oft ist es hilfreich, es erst mal auszuprobieren und zu sehen wie ich damit zurechtkomme. Leihen ist für diesen Fall eine einfache und kostengünstige Lösung. Das geht für kleine Gegenstände wie etwa Werkzeug ebenso wie für große, teure Sachen.
Ich selbst besitze zum Beispiel kein Auto. Mein Mann auch nicht. Manchmal brauchen wir aber trotzdem einen Transporter, etwa als wir unseren Keller endlich entrümpelt haben und einiges zum Wertstoffhof bringen mussten. In dem Fall haben wir uns einfach ein Auto gemietet, alles eingeladen und weggefahren und das Fahrzeug abends zurückgegeben. Das kostet zwar etwas Geld, ist aber viel billiger als ständig ein Auto zu unterhalten. Zudem schont es Ressourcen, da der Transporter nur einmal bereit stehen muss um von etlichen Menschen genutzt werden zu können.
Natürlich ist das ein kostspieliges Beispiel, aber es ist nicht mal so weit hergeholt. Ich habe schon mit mehreren Menschen geredet die sich einen Kombi kaufen, nur weil sie ab und zu mal (wir reden von 1-2x im Jahr) größere Dinge transportieren müssen. Die Alternative wäre auch hier, sich einen Kleinwagen zu kaufen und für die besonderen Gelegenheiten ein größeres Auto zu leihen.
Ein etwas kleineres Beispiel ist die Stadtbibliothek. Seit ich einen Bibliotheksausweis habe, lese ich mehr als doppelt so viele Bücher wie vorher, ohne sie besitzen zu müssen.
Wenn du das nächste Mal etwas brauchst, versuche doch erst mal das Produkt auszuleihen. Kaufen kannst du es später immer noch.
Swap - Tausche
Tauschen geht in die ähnliche Richtung wie leihen. Außer dass der Gegenstand hier in deinen Besitz übergeht und du dafür einen anderen Besitz abgibst.
Wenn du etwas brauchst, dann hör dich doch einfach mal in deinem Familien- oder Freundeskreis um, ob dort jemand genau so etwas besitzt und vielleicht loswerden möchte. Mittlerweile gibt es auch regelrechte Tauschbörsen, vor allem von Kleidertauschpartys ist oft die Rede. Die Idee dahinter ist gut, um etwas Abwechslung in den eigenen Kleiderschrank zu bringen.
Tauschen kommt bei mir allerdings eher selten vor, denn meistens möchte ich ja etwas loswerden, ohne dass dafür etwas anderes ins Haus kommt. Oder ich möchte etwas neu erwerben, habe aber gerade nichts was ich dafür eintauschen könnte.
Thrift - Kaufe gebraucht
Bevor ich etwas Neues kaufe, überlege ich mir, ob ich den Gegenstand nicht auch gebraucht bekomme. Meistens ist das der Fall und nicht selten ist der Preis auch noch wesentlich günstiger, als der Neukauf. Außerdem werden damit Ressourcen geschont. Denn für dieses Produkt wurden die Materialien schon verbraucht, daher ist die nachhaltigste Lösung das Produkt so lange zu verwenden wie möglich. Wann immer du also einen Neuerwerb planst, überlege dir, ob du das Produkt auch gebraucht beziehen kannst.
Ich kaufe gebrauchte Artikel meistens online oder auf Flohmärkten. Wichtig ist, dass ich auch hier mit einer Einkaufsliste shoppe, damit ich wirklich nur das erwerbe was ich wirklich brauche. So mache ich mir zum Beispiel auch vor einem Flohmarktbesuch darüber Gedanken, wonach ich Ausschau halten will. Nur das darf dann auch gekauft werden.
Make - Mach es selbst
Anstatt etwas neu zu kaufen kannst du überlegen, Dinge selbst herzustellen. Am besten natürlich mit Materialien, die du schon zu Hause hast. Selbstgemachte Produkte sind teilweise nicht nur günstiger in der Herstellung, sondern erhalten von dir oft auch viel mehr Wertschätzung, da du nicht nur Geld sondern auch Zeit und Mühe investiert hast.
Ich mag es gerne, mit den Händen zu arbeiten, bin aber nicht so talentiert dazu, Produkte selbst herzustellen. So kann ich zum Beispiel nicht (mehr) nähen oder habe auch kein umfassendes Bastelequipment zur Hand. Aber wie schon beim Punkt „Use what you have“ besprochen, kombiniere ich gerne vorhandene Gegenstände neu oder gebe ihnen einen neuen Nutzen.
Wenn du selbst basteln, werken, nähen oder anderswie Neues erschaffen willst, dann schau dich doch zum Beispiel mal auf Pinterest um. Dort findest du zahlreiche Do-it-Yourself-Anleitungen, sog. DIYs, zu den verschiedensten Themen.
Buy - Kaufe es (neu)
Wenn ich all diese Punkte durchgegangen bin und feststelle, dass ich das Produkt immer noch kaufen möchte, dann tue ich das. Denn ich weiß, ich kaufe es nicht aus einer Laune heraus, sondern habe mich damit beschäftigt und aktiv für den Kauf entschieden. Natürlich achte ich drauf, wo und bei wem ich kaufe. Ich unterstütze gerne lokale Läden vor Ort oder kaufe zumindest bei Firmen, die auf Nachhaltigkeit und Fairness achten. Und zwar nicht als Greenwashing-Strategie, sondern weil es ihre eigenen Werte sind und sie es in ihren Geschäftsgrundsätzen verankert haben.
Ich stelle den Kauf vor Ort stets der Lieferung voran, das bedeutet bevor ich etwas schicken lasse recherchiere ich, ob ich das auch vor Ort kaufen kann.
Eine zentrale Regel für mich ist, den Kauf niemals am gleichen Tag zu tätigen, an dem ich den Kaufimpuls erhalten habe. Ich stelle den Kauf also mindestens einen Tag zurück. Oft bedeutet das, dass ich mindestens eine Woche nicht mehr daran denke, weil ich es völlig vergessen habe oder mittlerweile in einer komplett anderen Stimmung bin. Meistens entfällt damit dann auch der Kauf komplett.
Ich kaufe nicht, um mich für etwas zu belohnen, weil ich traurig bin oder weil ich denke, sonst etwas zu verpassen. Ich kaufe, weil ich mich bewusst dafür entscheide und glaube, dass der Kauf mein Leben bereichert oder erleichtert.
Seit ich mich mit der Konsumpyramide beschäftigt habe, hat dies schon einige Impulskäufe verhindert oder Produkte in meinem Zuhause neu entdeckt. Mittlerweile hat sich diese Denkweise als Gewohnheit etabliert und ich brauche nicht mehr darüber nachzudenken und sie zu Rate zu ziehen. Vielleicht hilft es dir ja auch zukünftig, deine Kaufentscheidungen anders zu treffen.