Wenn vom Menstruationszyklus die Rede ist, denken wir zuerst an die Menstruation selbst. Die +/- eine Woche in der wir bluten und oft Schmerzen leiden. In meiner damaligen Vorstellung passierte dann lange nichts, bis zur nächsten Menstruation. Klar war mir bewusst, dass die Periode dazu dient, die alte Gebärmutterschleimhaut abzustoßen, in die sich keine Eizelle eingenistet hat. Über die genauen Prozesse inklusive der beteiligten Hormone war ich wenig informiert. Sicher wurde das irgendwann mal im Biologie-Unterricht erklärt. Doch erstens, ist das oft nicht der passende Raum um Fragen zu stellen, wenn es dir meist eh schon peinlich ist in Anwesenheit deiner Mitschüler:innen über dieses Thema überhaupt zu reden. Zweitens dreht es sich auch im Bio-Unterricht mehr um die allgemeinen körperlichen Prozesse.
Was hier oft vernachlässigt wird sind folgende Fragen: Wie fühle ich mich zu welchem Zeitpunkt des Zyklus? Wie wirken sich die beteiligten Hormone auf meine Energie aus? Was bewirkt der Eisprung in Bezug auf meine Ausstrahlung? Wie kann ich meine Terminplanung anhand meines Zyklus gestalten und warum sollte ich das tun?
Das sind nur einige Fragen auf die ich gestoßen bin, seit ich mich intensiver mit meinem Menstruationszyklus befasst habe. Doch solche Fragen werden im Unterricht nicht behandelt. Wenn der Zyklus in der eigenen Familie keine Wertschätzung erhält, auch dort nicht. Aber genau dieses Wissen kann den Unterschied ausmachen, ob du den Menstruationszyklus als leidvolles Übel (oder sogar Plage) wahrnimmst, oder als das Wunder, das er eigentlich ist.
Deshalb möchte ich auf genau solche Fragen in meiner Artikelreihe zum Menstruationszyklus eingehen und sie aus meiner Sicht beantworten. Ich lasse dich daran teilhaben, was ich über meinen Zyklus gelernt habe und wie du deinen eignen Menstruationszyklus entdecken und nutzen kannst.
Die Beitragsreihe habe ich in 4 Teile plus dieser Einleitung unterteilt, anhand der vier Phasen die wir während unseres Zyklus durchlaufen:
(Die Links zum jeweiligen Beitrag findest du am Ende des Intros)
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Menstruation
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Follikelphase
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Ovulationsphase (Eisprung)
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Lutealphase
Ich mag es übrigens, den Menstruationszyklus anhand der Jahreszeiten zu beschreiben, also jeder Phase eine Jahreszeit zuzuordnen. Diese Idee stammt nicht von mir, aber ich hab sie für mich übernommen, weil sie für mich so anschaulich ist.
Das bedeutet, die Menstruation ist der Winter, die Follikelphase der Frühling, die Ovulationsphase der Sommer und die Lutealphase der Herbst.
In den einzelnen Beiträgen zum entsprechenden Abschnitt des Menstruationszyklus erkläre ich dir, warum das so gut passt und für mich so ein greifbares Bild im Kopf ergibt.
Ich bin übrigens weder Ärztin noch ausgebildete Menstruationsexpertin oder etwas in der Art. Alles, worüber ich in den kommenden Beiträgen schreibe, habe ich mir angelesen oder während meines eigenen Zyklus erfahren. Das soll für dich als Inspiration dienen, deinen eigenen Menstruationszyklus genauer zu beobachten und kennenzulernen. Falls du bemerkst, dass dein Zyklus sehr unregelmäßig ist, du sehr starke Schmerzen empfindest oder etwas in der Art, geh bitte unbedingt zu einer Ärztin und lass das dort abklären. Diese Artikel können und sollen nicht den Rat eines Facharztes ersetzen.
Bevor es jetzt endlich mit Teil 1 losgeht, noch ein Wort zur Pille bzw. generell zur hormonellen Verhütung. Falls du eine hormonelle Verhütungsmethode benutzt, werden die Phasen, die ich hier beschreibe, nicht anwendbar sein. Denn durch die Einnahme zum Beispiel der Pille führst du deinem Körper Hormone zu, um u.a. den Eisprung zu unterdrücken. Du hast auch keine „normale“ Monatsblutung. In der Zeit der Pilleneinnahme findet lediglich eine sog. Abbruchsblutung statt. Diese wird durch den Hormonentzug der 7-tägigen Pause ausgelöst, in der du die Pille nicht nimmst. Hier auf dem Blog von Sarah alias Die Menstruationsbeauftragte habe ich eine schöne Zusammenstellung der unterschiedlichen Blutungen gefunden. Auch die Abbruchblutung wird verständlich erklärt.
Was bedeutet das für dich, wenn du die Pille nimmst? Du kannst dir gerne trotzdem meine Beiträge durchlesen und deinen Zyklus beobachten. Doch leider gehen dir durch eine hormonelle Verhütung viele der wunderbaren Eigenschaften des Zyklus verloren. Das hier ist keine Beratung oder gar Aufforderung, dass du die Pille absetzen sollst. Das kann und will ich überhaupt nicht für dich entscheiden. Auch hier solltest du lieber deine Ärztin zu Rate ziehen und mit ihr dieses Thema besprechen. Was ich aber tun kann, ist dir meine Geschichte zu erzählen, was passiert ist als ich die Pille abgesetzt habe.
Einer der Hauptgründe um mir die Anti-Baby-Pille verschreiben zu lassen war neben der Verhütung der Aspekt, meine Menstruationsschmerzen damit zu verringern. Heute bin ich fast schon fassungslos, wie leicht dieses Argument akzeptiert wurde. Anstatt die wirklichen Hintergründe der Schmerzen zu beleuchten, wurde ich untersucht und spazierte nach weniger als ½ Stunde mit dem Rezept der Pille aus der Praxis. Da ich sie zum ersten Mal mit ca. 17 Jahren eingenommen hatte, zwischendurch absetzte und sie mir nochmal mit Mitte 20 verschrieben ließ kann ich behaupten, dass es auch beim zweiten Mal so ablief. Den Begriff Endometriose habe ich zum ersten Mal Anfang 30 gehört und das nur, weil ich bei einer Onlinerecherche selbst darauf gestoßen bin. Aktuell ist nicht bestätigt, ob das bei mir der Fall ist. Dennoch fand ich es schockierend, das mich bisher kein:e Gynäkolog:in, trotz meiner großen Schmerzen, daraufhin beraten hat. Die Lösung war die Verschreibung der Pille zur Linderung der Schmerzen. Falls du noch nie etwas zum Thema Endometriose gehört hast, kann dir dieser Artikel der Frauenärzte im Netz vielleicht weiterhelfen.
Als ich die Pille mit Ende 20 endgültig absetzte und meinen Zyklus zum ersten Mal genau beobachtete, stellte ich fest, was ich meinem Körper damit eigentlich zugemutet hatte. Zum einen rannte ich die ersten paar Tage ständig zur Toilette, da die Pille Wassereinlagerungen in meinem Körper verursacht hatte. In dem Maße, dass ich allein durch das Abfließen dieses Wassers 2kg Körpergewicht verlor. Des Weiteren fühlte es sich an, als wären meine Emotionen unter einer Glasglocke verborgen gewesen, die plötzlich angehoben wurde. Es ist unglaublich schwer zu beschreiben, aber ich fühlte plötzlich viel mehr und das in alle Richtungen. Sowohl Trauer und Wut, aber eben auch Liebe, Glück, Freude. Alles fühlte sich so viel voller an. Nicht zuletzt spürte ich meine Libido plötzlich wieder viel stärker. Für mich war das Absetzen der Pille also der absolut richtige Schritt. Ich kann verstehen, dass es für manche Frauen Gründe geben mag, weiterhin die Pille einzunehmen. Aber vielleicht kann es auch sinnvoll für dich sein, über eine andere Art der Verhütung nachzudenken, die nicht so stark in die natürlichen Kreisläufe deines Körpers eingreift. Falls du dich dafür entscheidest, sprich auch hier am besten vorher mit deiner Ärztin darüber. Meine Menstruationsbeschwerden habe ich mittlerweile übrigens trotzdem im Griff. Wie, das erzähle ich dir im Teil 1 der Beitragsreihe zum Thema Menstruation.
Damit geht´s jetzt gleich auch mal los, genug der Vorrede. Wie gesagt, alles worüber ich schreibe beruht auf eigenen Recherchen und Erfahrung. Es ist für dich als Anleitung und Inspiration gedacht, deinen Menstruationszyklus besser kennenzulernen. Einen medizinischen Rat kann ich dir selbstverständlich nicht geben. Im Zweifelsfall wende dich bitte immer an eine:n Gynäkolog:in deines Vertrauens, okay?