In diesem Beitrag geht’s darum, warum Spiritualität nicht immer gleich Verschwörungstheorien, Impfgegner und die rechte Ecke bedeutet.
Außerdem stelle ich dir 3 Frauen aus der Spiri-Szene vor, die ich sehr empfehlen kann.
Vor kurzer Zeit ist ein Buch erschienen, welches die radikale Gedankenwelt der Esoterik behandelt und vor den gefährlichen Risiken des Esoterik-Trends warnt.
So weit, so einseitig. Die beiden Autor*innen haben davor schon zwei weitere Bücher geschrieben, die sich vor allem mit Verschwörungstheorien beschäftigen, ich unterstelle ihnen also in dem Punkt eine gewisse Expertise. Leider gilt diese Expertise nicht für den Bereich Esoterik bzw. Spiritualität, sonst würden sie nicht die komplette Spiri-Bubble über einen Kamm scheren und teilweise sogar in die rechte Ecke stellen.
Die Esoterik und Spiritualität ist ein riesiges Feld und natürlich gibt unter den Anhäger*innen Menschen die Coronaleugner*innen sind, glauben dass wir Krankheiten einfach wegtanzen können und kein Problem damit haben, an der Seite mit Nazis in Demonstrationen mitzulaufen. Natürlich gibt es in der Spiri-Bubble richtig viel kulturelle Aneigung, Rassismus, Sexismus und eben auch der Glaube an Verschwörungstheorien. All das ist zurecht zu kritisieren.
Aber die Ursache dessen ist nicht, dass diese Menschen spirituell sind (oder glauben zu sein), sondern es liegt daran, dass sie ein rassistisches Gedankengut in sich tragen, leichtgläubig auf Verschwörungstheorien hereinfallen und Diskriminierung reproduzieren.
Denn ja, wir können auch spirituell sein und gleichzeitig antifaschistisch.
Es ist möglich, spirituell zu sein und sich trotzdem impfen zu lassen, Maske zu tragen und bei Krankheiten auf die Schulmedizin zu vertrauen. Das ist per se kein Widerspruch, so wie es sehr oft dargestellt wird. Warum ist mir das so wichtig?
Einfach weil ich mich selbst auch als spirituell bezeichne.
(Auch wenn ich alles andere als konsequent darin bin, was ich tue und vor allem wann und wie oft.)
Ich bin katholisch aufgewachsen, aber mittlerweile aus der Kirche ausgetreten und sehe mich als Atheistin. Trotzdem glaube ich daran, dass um uns herum eine Energie besteht, die uns untereinander und mit allem was auf diesem Planet existiert, verbindet. Ich glaube daran, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, zu lieben aber auch fähig wäre zu töten. Ich glaube aber auch daran, dass wir nicht durch Karma oder verdrängten Traumata daran Schuld sind, in welcher Lebenssituation wir aufwachsen und welche Privilegien wir im Leben haben, sondern dass hier oft äußere Umstände wie Patriarchat, Kapitalismus,
Klassismus, Rassismus etc. eine ganz entscheidende Rolle spielen.
Ich mag es, zu bestimmten Tagen im Jahr (oder wenn wir mal wieder Möbel umgestellt haben) die Wohnung mit Salbei auszuräuchern und mir vorzustellen, sie damit von negativen Energien zu reinigen. Ich zelebriere die Rauhnächte. Ich lege mir gerne Tarotkarten aber nicht, um meine Zukunft vorherzusagen, sondern weil sie für mich ein wunderbares Tool zur Selbstreflexion sind.
Ich lese grade ein Buch über Hoodoo und würde auch gerne mehr über Voodoo erfahren, einfach weil mich dieser Bereich der Spiritualität im Zusammenhang mit Schwarzer Kultur gerade besonders interessiert.
Vor allem der Mix an Tools, Ritualen und Praktiken in genau der Art und Weise in dem es für mich am besten funktioniert ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Auslegung der Spiritualität.
Doch all das tue ich, während ich gleichzeitig dreimal gegen Covid geimpft bin. Ich trage immer noch Maske zum Einkaufen, wenn ich in meinem Laden bin und natürlich auch im öffentlichen Nahverkehr. Ich werde mein Kind in einer Klinik zu Welt bringen weil ich die Sicherheit schätze, dass im Notfall Ärtz*innen im Rahmen der Schulmedizin eingreifen können. Auch dieses Kind wird die üblichen Standardimpfungen erhalten. Und nicht zuletzt setze ich mich lautstark gegen Diskriminierung und Rassismus ein und würde niemals an der Seite von Nazis in einer Demo laufen.
Und genau diese Perspektive gibt es eben auch.
Es kommt einfach darauf an, wohin wir unseren Blick richten.
Natürlich finden wir viel Schwurbel, Verschwörungstheorien, kulturelle Aneignung etc. in der Eso-Szene. Aber eben nicht nur und weil ich längst nicht der einzige Beweis dafür bin, möchte ich euch im Folgenden drei wunderbare Frauen vorstellen, die spirituell sind, sich aber eben auch gleichzeitig aktiv gegen Diskriminierung einsetzen und Verschwörungstheorien ablehnen.
Wenn ihr euch für schwurbelfreie Spiritualität interessiert, kann ich sie euch sehr ans Herz legen.
Jennifer Ospelt
Bei Jenny bekommt ihr das ganze Paket an Astrologie, zudem veranstaltet sie in Berlin Sound Bath und schreibt immer mal wieder sehr direkte gesellschaftspolitische Beiträge, die sich auch gegen Faschismus in der spirituellen Szene richten.
Durch Jenny bin ich übrigens auch auf das Buch aufmerksam geworden und sie hat dazu auch einen großartigen Artikel geschrieben.
Sarah Rosa Helfen
Sarah ist erst mal mein Lieblings-Tattoo-Artist (@tattoorituals bei Instagram) aber darüber hinaus findet ihr bei ihr auch Beiträge zu Modern Witchcraft, verschiedenen Circles die in Saarbrücken stattfinden, Yoga, Tarot uvm.
Immer mit einem feministischen, patriarchatskritischen Blick.
Sie hat in Saarbrücken einen Safe Space geschaffen für Menschen, die sich spirituell begegnen oder einfach unfassbar schöne Tattoos erhalten möchten.
Außerdem betreibt sie einen Onlineshop für diverse Artikel im Bereich Modern Witchcraft und für selbst designte Kleidung und Accessoires.
Noemi Christoph
Noemi kenne und folge ich auch schon seit mehreren Jahren. Durch sie habe ich auch wieder zum Tarot gefunden.
Ihr könnt auch 1:1 Tarotsessions bei ihr buchen.
Daneben bekommt ihr bei ihr auch Astrologie und nicht zuletzt hat sie ein großartiges Membership-Programm namens „The Palace„, das euch zu mehr Magie, Empress Vibes und Lebenfreude einladen möchte.
Noemi positioniert sich klar feministisch, macht sich stark gegen Bodyshaming, spricht auch Themen wie Menstruation, Sexualität, Selbstliebe offen an und scheut sich nicht davor, sich sehr ehrlich und verletzlich zu zeigen.
Noemi hat auch ein Buch geschrieben zum Thema Tarot, mit dem ich selbst sehr gerne arbeite. Zum Buch „Tarot für dich“.
Schreib mir gerne deine Gedanken dazu in die Kommentare.